LIII.A.K.
K.G.St. den 20.8.1941.
Abt. Ic
Gefangenenaussage.
Der Überläufer Kraftwagenfahrer Nikolai Vasiljjewitsch Menjschov, 33 Jahre alt, geb. und wohnhaft in Pensa, verheiratet, Mechaniker, un¬gedient, parteilos weil in einer Priesterfamilie aufgewachsen, sehr intelligent, wurde am 23.6.41 eingezogen und wurde sofort Fahrer des Kommandeurs der 61.Sch.-Div. in Pensa, die zur. LXIII.Sch.K. gehört (Ersatzbezirk des Korps Ssaratow und Pensa). Die 61.Sch.Div. bestand aus den Sch.-Rgtrn. 66, 221 und 307, den 1.Art.-Rgt. 55 und dem Haub.-Rgt.66.
Namen der Kommandeure: Korps-Kdr.Gen. Lt. Petrowski.
Kdr. d. 61.Sch.-Div. Gen. Maj. Prischtschepa.
Dieser war in Pensa als Major Garnisonältester.
Als er Divisions-Kdr. wurde, wurde er zum Oberst befördert. Für die Einnahme von Sborowo wurde er Gen.-Major.
Gen.-Major P. ist eine sehr gute männliche Erscheinung und Timoschenko zum Verwechseln ähnlich. Er ist tapfer und energisch, fuhr viel in allen Stellungen umher und ließ sich z. B. durch Beschuss nicht bewegen die Fahrstraße und das Fahrtempo zu ändern. Er war gegen sich und auch gegen die Untergebenen rücksichtslos.
Vertreter des Div.-Kdrs.t Oberstlt. Orechow,
Chef des Stabes der 61.Sch.-Div. Oberst Hoffmann,
Sein Gehilfe Kuwschinnikow,
Kommissar: Botschkarew,
Arko Oberst Okunjew,
Chef des Arko Major Oljenjew,
Leiter der “Besonderen Abteilung": Oblt. Kutscherenko ( ein Jude ),
Chef der VI. (Chiffriere) Abt.: Oberltn. Schartanow.
Beim Stet befand sich auch ein Hauptmann Befani ( s. w. unten )
Kdr. 307.Sch.-Rgt. - Major Fikselj,
Kdr. 66. Sch.-Rgt. - Oberstltn. Ljuschtsch,
Kdr. 221. Sch.-Rgt. - ?
Zusammensetzung der Division: sehr viele Wolgadeutsche.
Nach Durchführung der Mobilmachung wurde die Division am 27. 6. 41 per Bahn zur Front befördert. Am 2. 7. 41 wurde der Div.-Stab bei Ssoltanowka ausgeladen, die übrigen Teile der Division auf benach¬barten Bahnhöfen. Versammlung der Division im Raum Krasnizy - Fundamenka - Kamenka - Ryschkawski - Tursk - Pacharj in Wäldern.
Am 4.7.41 Angriff gegen Höhe Sborowo und Besetzung derselben aus Hier wurde Verteidigungsstellung bezogen.
Gefechtsabschnitte und Stände von Stäben:
21.Armee - Wald bei Gomel,
LXIII.A.K. - Lager Pionier bei Rogatschew,
LXVII.A.K. (südliches Nachbarkorps) - Wald hinter Tursk
61.Sch.-Div. - zuerst Straßenkreuz Tursk - Rogatschew, später Wald bei Blisnezy. Es wurde oft Stellungswechsel gemacht da oft Artilleriebeschuss. Der letzte Gef .-Stand in den Rückzugskämpfen lag an der Eisenbahnstation bei Madory.
102.Sch.-Div. - Tursk,
117.Sch.-Div. - Bolsch. Simniza,
167.Sch.-Div. - Nikolajewka.
Grosses Munitionsdepot in Ssoltanowka, versch. andere in Wäldern an der Front.
Die Gefechtsabschnitte der Regimenter kennt M. nicht genau.
Am 10. 8. 41 wurde das Sch.-Rgt. 465 der 102. Sch.-Div. aus der Front westlich Rogatschew herausgezogen und nach Gadilowitschi geschafft. Die 61. Sch.-Div. verlängerte ihren Frontabschnitt dementsprechend nach Süden durch Einsatz des Sch.-Rgts. 66 in diesem Abschnitt. Das 307. Sch.R. verteidigte den Abschnitt Madory - Osenischtsche.
Über den Verlauf der Kämpfe der letzten Tage konnte Menschow nichts Wesentliches aussagen.
Aufklärung: Die Nachrichten über den Gegner waren sehr spärlich. Deshalb schoss die Artillerie wahllos ins Gelände. Die Zivilbevöl¬kerung in den von den deutschen Truppen geräumten Bezirken sagte nichts Wesentliches über die Deutschen aus.
Wirkung unseres Feuers: Der Gefangene befand sich unter Beschuss durch unsere Minenwerfer. Das Feuer lag sehr gut und hatte grosse Wirkung. Im Dorf Kolos erfolgte ein Stuka-Angriff mit verheerender Wirkung. Der Divisions-Kommandeur wurde verwundet.
Ausrüstung: Der Wagenpark ist sehr schlecht. Kin von uns zurückgelassener kleiner Ford-PKW wurde von Stab zu Stsb weiterbeschlagnahmt, bis er bei der Armee gelandet war.
Deutsche Propaganda: ist recht gut, aber es fehlen sachliche Gegen¬überstellungen zur russischen Presse, vor allen Dingen auch wirt¬schaftlicher Art.
Stimmung: Kein Kampfwille. Die aktiven Soldaten bezeichnen ihren Dienst als "Gefängnis", die Auffüllungsmannschaften taugen nichts. Ihre Stimmung ist durch die seit 1937 außerordentlich schwierige wirtschaftlich Lage beeinflusst. Die Offiziere sind meist partei¬los. Die russische Armee ist also keine Armee sondern nur ein Kaufen ohne ein bindendes Ideal.
Grund des Überlaufens:
Der Überläufer hat in Gemeinschaft mit einen deutschstämmigen Fahrer Schmidt schon längst zu uns kommen wollen, konnte sich aber nicht unbemerkt entfernen. Da er die Lage aller St übe, Bettorion usw. kannte, hotte er uns viel nutzen können.
M. hasst den Kommunismus und will sich aktiv an seiner Bekämpfung beteiligen. Er bietet seine Dienste zur Verwendung hinter der rus¬sischen Front an. Da er etwas Radio-Kenntnisse (Kenntnisse im Pelengieren) besitzt, will er radio-telegrafisch unseren Flugzeugen Ziele angeben. Außerdem beabsichtigt er im Verein mit Gesinnungsgenossen Sabotageakte in der Kriegs-Industrie. Näheres über derartige Absichten kann er mitteilen.
Deutsche Gefangene: M. hat nur 5 deutsche Gelungene gesehen, die nach kurzem Verhör, Speisung und guter Behandlung zum Korpsstab geschickt wurden.
Russische Minenfelder: Madory, Blisnezy und Schiblin.
Hier heben auch die Russen bereits erhebliche Verluste gehabt.