http://www.kontakte-kontakty.de/deutsch/ns-opfer/freitagsbriefe/freitagsbrief_221.php"... Im März 1943 kam ich wegen Krankheit ins Lagerlazarett für sowjetische Kriegsgefangene in Homburg, wo ich bis zur Befreiung aus der Gefangenschaft durch amerikanische Truppen am 20.3.1945 blieb. Dass ich so lange im Lagerlazarett war, erklärten die behandelnden polnischen Ärzte im Lagerlazarett damit, dass wir unter schlechten Lebensbedingungen lebten, die Verpflegung schlecht war und die zur Behandlung nötigen Medikamente fehlten. Wir lebten in engen Baracken, schliefen auf dreistöckigen Pritschen. Zu essen bekamen wir vor allem Suppen ohne Fleisch aus Rüben und dazu eine kleine Ration Ersatzbrot, das meistens nicht für alle reichte. Als es mir sehr schlecht ging und ich das Lageressen nicht zu mir nehmen konnte, brachte mir mein Arzt eine Zitrone zum Tee mit. Mir scheint, dass mir diese Zitrone geholfen hat, wieder zu Kräften zu kommen. Im Gegensatz zu den Kriegsgefangenen aus anderen Ländern bekamen die sowjetischen Kriegsgefangenen keine Unterstützung, weder von ihrem Staat noch von der internationalen Organisation Rotes Kreuz, deshalb hatten sie es schwerer als die anderen. Man ging in Deutschland unterschiedlich mit den sowjetischen Kriegsgefangenen um: Die normalen Bürger und die einfachen Soldaten waren den sowjetischen Kriegsgefangenen meistens wohlwollend gegenüber eingestellt, sie hatten Mitleid mit uns. Die Beamten jeden Ranges und die Offiziere dagegen behandelten uns grob, oft brutal, und versuchten uns auf jede erdenkliche Weise zu demütigen.
Die Zeit in der Nazi-Gefangenschaft war für mich der schwerste Abschnitt in meinem Leben. Was die Lebensbedingungen betrifft, so entsprach die Gefangenschaft einer Gefängnishaft mit spärlicher Verpflegung sowie brutaler und erniedrigender Behandlung. Deshalb empfinde ich den Tag, an dem ich aus der Gefangenschaft befreit wurde, wie eine zweite Geburt."