LIII. A.K. K.G.St., den 19. 8. 1941
Abt., I c
Gefangenenaussage.Aussage des Überläufers Obltn. Nikolai Wassiljewitsch Bogomjagkow, 31 Jahre alt, Sibirier, geboren und wohnhaft in Tscheljabinsk, parteilos von Beruf Reparaturschlosser, Traktorführer und techn. Instrukteur.
Bogomjagkow wurde 1932 in Slatoust Soldat bei der Infanterie. Er diente in verschiedenen Städten und hatte es 1936 bis zum Feldwebel (starschina) gebracht. Ende 1939 wurde er zum Obltn. befördert. Seit Ende 1940 ist er bei dem Stab der 154. Sch.-Div., die in Uljanowsk und Insa in Garnison lag, Gehilfe des Ia (O1). Die Division bestand aus den Sch.-Rgtrn. 510, 437 und 473, dem 1. Art.-Hgt.571 und Haub.-Rgt. 580 sowie Spezialtruppen. Die 154. Sch.-Div. gehörte zum LXIII.Sch.-Korps und dieses wiederum zur 21.Armee.
Kommandeur des A.K. w. r Generalleutnant Petrowski, Kdr. d. Div. Gen.-major Fokanow. Chef d. Stabes der 154.Sch.-Div. war Oberstlt. Agewnin.
Divisions-Kommissar: Alferow. Kommissar des Div.-Stabes: Sjagalow (Jude, Pseudonym).
Фамилия Сегалов
Имя Владимир
Отчество Исаевич
Дата рождения/Возраст __.__.1904
Последнее место службы 154 СД
Воинское звание батал. комиссар
Причина выбытия пропал без вести
Дата выбытия __.08.1941Фамилия Алферов
Имя Николай
Отчество Иванович
Дата и место призыва __.__.1920
Последнее место службы 154 СД
Воинское звание полковой комиссар
Причина выбытия пропал без вести
Дата выбытия 19.10.1941 Zum Div.-Stab gehörten ferner:
Art.-Kdr. Oberst Timotejewitsch mit Stabschef Masslenikow,
Pi-Kdr. Hauptm. Danewitsch, Kdr. d. Nachr. Oblt. Astachow,
Даневич
Имя Петр
Отчество Демьянович
Дата рождения/Возраст __.__.1906
Место рождения Украинская ССР, Черниговская обл., Ново-Басанский р-н, д. Ново-Быков
Дата и место призыва __.__.1928 Ново-Басанский РВК, Украинская ССР, Черниговская обл., Ново-Басанский р-н
Последнее место службы 154 СД 63 СК 21 Арм.
Воинское звание капитан
Причина выбытия попал в окружение (освобожден)
Дата выбытия 19.08.1941Kommandeur der Abt. I(Operative Abt.) Major Weintraub (Jude) mit Ge¬hilfe Bogomjagkow (Anfertigung von Befehlen, Statistiken usw.)
Kdr. d. Ghem. Abt. Hauptman Dragun, Kdr. d. Aufkl.-Abt. Hptm. Sokolow.
Фамилия Драгун
Имя Владимир
Отчество Петрович
Дата рождения/Возраст __.__.1908
Место рождения Черниговская обл.
Последнее место службы нач/хим 154 СД
Воинское звание капитан
Причина выбытия пропал без вести
Дата выбытия __.__.1941Zum Stabe gehörten ferner:
die Abt. II - Aufklärung, Feindnachrichten,
Abt. III - Nachrichtentruppen,
Abt. IV - Personelles und Bewaffnung,
Abt. V - Nachschub,
Abt. VI Geheim-Abteilung - Chiffrierwesen.
Die Abt. VI bestand nur aus 2 Offizieren und arbeitete eng mit dem Chef d. Stabes und dem Divisions-Kommissar zusammen.
Ferner gehörte zum Div.-Stab eine "Besondere Abteilung" unter Leitung des Kommissars für die staatliche Sicherheit Hptm. Schilow. Ihre Aufgäbe bestand in der Durchführung etwaiger notwendiger Erschießungen.
Dem Divisions-Kommissar unterstellt war die politische Abteilung, der die Propaganda oblag. Leiter dieser Abteilung wer Batl.-Kommissar Oblejew, ein Tatar. Oblejew hat u.a. behauptet, dass die deutschen mit Gas geschossen hätten. Der Chef der Chem.Abt., Hptm. Dragun, wuss¬te, dass diese Angaben nicht stimmten, fürchtete sich jedoch, dieses offiziell zu bestätigen.
Фамилия Аблаев
Имя Мухамет
Отчество Шарихович
Дата рождения/Возраст __.__.1902
Последнее место службы 154 СД
Воинское звание ст. батал. комиссар
Причина выбытия пропал без вести
Дата выбытия __.__.1941 Nach Mobilisierung erfolgte der Abtransport der 154. ich.-Div. zum Westen per Bahn am 15./16. Juni 1941. Ankunft und Ausladung in Konotop etwa an 20./21. 6. 1941. Fußmarsch von ca 20 km ins Lager Baturin.
Dort ca 6 Tage Rast. Dann wurde der Weitermarsch über Gomel in die Wälder östlich Tschetwernja angetreten, wo die Div. in den ersten Juli¬tagen eintraf. Am 8. oder 9. Juli löste die Division bei Nacht die stark angeschlagene 117. Sch.-Div. (Heimat-Standort Kuybyschew) im Raume von Zuper bis Streschin ab. Die 117. Sch.-Div. wurde zuerst ostwärts zurückgezogen, ist dann aber weiter in Norden eingesetzt worden.
Zum LXIII.A.K. gehörten damals außer der 154. Sch.-Div. noch die 167. Sch.-Div. und die 61. Sch.-Div., der 154. Sch.-Div. waren noch zugeteilt das Sch.-Rgt. 110, welches von der zerschlagenen 53.Sch.-Div. übrig geblieben war, Reste der 48. Sch.-Div., 1 Batl. d. Sch.-Rgts. 605 und (nur für 1 Tag) 1 Batl. des Sch.- Rgts. 520. Das 1/605 trat bald zu einem südlicher operierenden Kavallerie—Rgt. unter dem Befehl des Generals Nerebin. Ferner gehörten zur 154. Sch.-Div. noch 1 Abt. r. 546 (Division) 152-mm Kanonen und 2 Geschütze 210 mm aus der Armee-Artillerie.
Aufstellung der Division von Norden nach Süden: anschließend an 61.Sch.-Div. bei Zuper das Sch.-Rgt. 510 aus Richtung Alexandrowka auf Now.Luki zu, dann Sch.-Rgt. 437 und anschließend Sch.-Rgt. 473 beiderseits Shlobin, weiter südlich anschließend Sch.-Rgt. 110 + 1 Batl. Sch.-Rgt. 605 aus Richtung Streschin nach Nordwesten.
Der Auftrag der 154. Sch.-Div. wart Verteidigung der Dnjepr-Linie, Vorhinderung unseres Vordringens über den Dnjepr hinaus.
Am 13.7.41 wurde vom LXIII.A.K. der Angriff befohlen.
Das Angriffsziel der Operationen des LXIII.A.K. war Bobruisk.
Ziele der benachbarten Armeekorps und Beteiligung derselben an der Operation sind Bogomjagkow unbekannt. Als erstes Angriffsziel der 154. Sch.- Div. war die Eirreichung der Dobysna-Linie bei Pobolowo - Krassny Bereg festgelegt. Das Sch.-Rgt. 110 hatte mit seinen Verstärkungen in Richtung Rudnja - Malewitschakaja vorzustoßen und nach Norden aufzurollen. Dieses Angriffsziel wurde nicht erreicht. Nach einer Woche vergeblicher Angriffe ging die Division in den westlich des Dnjepr erreichten Stellungen zur Verteidigung über.
Rgts.Stab 510 bei Now. Luki, Rgts.- Stab 437 an Nordrand von Nowiki, Rgts.-Stab 473 am Südrand von Nowiki. Der Div.-Stab wechselte unter deutschem Beschuss mehrfach den Gefechtsstand in und um Shlobin. Im Verlaufe unserer neuen Angriffs-Operation kommt er bis Tschetwernja zurück, wo ihn der Überläufer endgültig verlässt.
Irgendwelche Loslösungsbefehle von der bisherigen HKL hat der Überläufer nicht gesehen. Auch auf sonstige Fragen operativer Art kann Bogomjagkow keine Auskunft geben, weil in der letzten Zeit der Chef des Stabes alle Geheimsachen selbst schrieb. Im Verlauf des durch uns erzwungenen Rückzuges entwickelte sich für die Division die allgemeine Marschrichtung aus dem Raum Tschetwernja - Star.Rudnja nach Süd/Südost auf Skepnia und Gubitschi zu.
Verluste der Division: Im Zeitraum bis zu unserer jetzigen Angriffs- Operation gingen an Toten und hauptsächlich Verwundeten aus dem ur¬sprünglichen Bestand ca 6000 Mann verloren. Es erfolgten 2 - 3x Auf¬füllungen mit Ersatz aus Uljanowsk und aus dem Kaukasus, durch wel¬che jedoch der Normals band nicht erreicht wurde, so dass die Division geschwächt in den letzten Abwehrkampf gegangen ist. Das Schicksal des Div.-Kdrs. ist Bogomjagkow unbekannt.
Bewaffnung: In letzter Zeit herrscht Mangel an Gewehren. Kolonnen und Artillerie müssen ihre Gewehre für die Infanterie abgeben.
Gasabwehr: Jeder Mann hatte eine Gasmaske. Entgiftungsmittel und Gasplanen hatten längst nicht alle Rotarmisten, die Gasplanen wurden in der Regel fortgeworfen.
Brückensprengapparat F 10: Ein solcher Apparat ist Bogomjagkow unbekannt.
Wohl gibt es Sprengvorrichtungen mit einstellbaren Uhren. Kartenmaterial: In Uljanowsk sollen hauptsächlich Karten 1:50000 und 1:100000 bei den Übungen verwandt worden sein. Weiteres unbe¬kannt .
Partisanen: Am Ostrand von Shlobin befand sich eine Partisanenab¬teilung in Zivil, bewaffnet mit Gewehr, Revolver und Handgranaten. Sie unterstand dem "Ossobyj Otdjel" (besondere Abteilung), ging aber nicht vor sondern schickte Kinder zur Erkundung gegen unsere Stellungen aus.
Deutsche Gefangene: Bogomjagkow hat nur 2 deutsche Gefangene gesehen, welche nach kurzem Verhör zum Korps-Stab weitergeschickt wurden.
Grund des Überlaufens: Bogomjagkow wollte nicht mehr für das System der Lüge kämpfen. Während die Zeitungen schrieben, wie schön es in Ssowjet- Russland sei, litt das Volk größte Not. Durch deutsches Flugblatt erfuhr Bogomjagkow dass die russische Berichterstattung über Smolensk glatt erlogen wer. Aussardem fehlte jede Möglichkeit der freien Meinungsäußerung. Sagte man einmal etwas, so riskierte man sofort erschossen zu werden. Im Jahre 1928 wurde Bogomjagkow sein Haus enteignet. Der Bruder des Bogomjagkow erhielt wegen Verspätung zur Arbeit nach einer voraufgegangenen Zecherei 5 Jahre Zwangsarbeit, Bogomjagkow selbst hat Tag und Nacht arbeiten müssen ohne dass dieses irgendwie anerkannt worden wäre, und war diese Schufterei leid.
Nachtrag:
Nach Angabe des Oberleutnants haben vor Beginn der deutschen Angriffs-Operationen folgende Verschiebungen innerhalb der russischen A.K. stattgefunden:
Zum LXIII A.K. gehörten ursprünglich die 48., 53. und 167.Sc h.-Divisionen.
Die 48. und 53.Sch.-Div. wurden zerschlagen.
Darauf wurden dem A.K. zugeteilt aus dem LXVI A.K. die 61. und 154. Sch.-Division, ferner die 117. Sch.-Div., doch weiss der Oblt. die Zuteilung der letzteren nicht sicher
Südlich des LXIII A.K. befand sich das LXVII A.K. und noch weiter südlich operierte ein Kavalleriekorps, zu dem auch das Kav.-Rgt. gehört haben soll, welches in der Aussage erwähnt ist.
Was aus dem LXVI A.K. geworden ist, weiss Bogomjagkow nicht.
255. I.D. Div.Gef.St., den 19.8.41.
Abt. Ic
An
Generalkommando LIII. A.K. - Abt. I c.
In der Anlage legt die Division eine erbeutete Karte mit Lage- Einzeichnungen vom 16.8. vor, unterschrieben vom Kommandeur, Stabs¬chef und Kommissar der 154. Schützen-Div.
Gleichzeitig ein Artl.-Lehrbuch und artl. Hilfsgerät.
Für das Divisionskommando
der 1.Generalstabsoffizier
I.A.Hauptmann
255.I.D. 18.08.1941
Abt. Ic
Vernehmung.
Oberltn. Bogomjachkoff, Nikolai Wassiljewitsch ^ *
geb.1909 in Tscheljabinsk.
Bei der Wehrmacht seit 1932, als Rotarmist dann Sergeant usw.
Seit 1938 Oberltn.
Gehörte jetzt zum Stab der 154 Div. ( LXIII Korps 21 Armee)
Kdr des Korps: Generalltn. Petrowski.
Kdr.des 154 Div.: Generalmajor Fokanoff
Kommissar der Division: Alferoff
Dem Div. Kommissar untersteht die politische Abteilung, die für Propaganda verantwortlich ist und die pol. Kommissare unterweist. Leiter dieser Abteilung war Batl. Kommissar Oblejeff ( Tatare). Oblejeff behauptete unter anderem, dass die Deutschen mit Gas geschossen hätten. Der Chef, der Chem.Abt. Hptm. Dragun, wusste dass diese Angaben nicht stimmen, hatte jedoch Angst seine Meinung laut auszusprechen.
Stabschef: Oberstltn. Agewnin.
Kommissar des Stabes: Sjagaloff (angenommener Name. Jude)
Zum Div.Stab gehören ferner:
Art.Kdr. Oberst Timotejewitsch mit dem Stabschef Masslenikoff
Pi.Kdr Hptm. Danewitsch.
Kdr der Nachrichten: Obltn. Asstachoff.
Tarnnamen von Zentralen: Städte, Flüsse usw. für Abteilungen und Kdre Tarnnummer, z.B. 020, 030 usw.
Kdr. der I. Abteilung:Major Weintraub (Jude) sein Gehilfe Obltn. Bogomjachkoff Anfertigung von Befehlen, Statistiken, usw.
Kdr. der Ghem. Abt. Hptm. Dragun.
Kdr. der Aufkl. Abt. Hptm Sokoloff.
Ferner war bei der Div. noch eine s.g. " Besondere Abteilung“ welche auch dem Div. Kommissar Alferoff unterstellt war. Diese Abteilung leitete Kommissar für die Sicherheit des Staates: Hptm. Schiloff.
Die Nächsten sind dann die Regts. Kdre.
Die Aufgabe des Korps: Einnahme von Bobruisk, nach der Schlacht bei Rogatscheff, am 13/16 Juli , die Verteidigung des Ostufers des Dnjeprs. Damit die Verteidigung der Straßen nach Gomel.